Chronische Krankheiten

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Chronische Krankheiten

Ein Disease-Management-Programm (abgekürzt DMP) ist ein systematisches Behandlungs­konzept für chronisch kranke Menschen, das sich auf neuste Erkenntnisse der Medizin stützt.

Im Bereich der gesetzlichen Krankenkassen werden diese Programme auch als “strukturierte Behandlungs­programme” , “Curaplan” oder “Chroniker­programme” bezeichnet.

Etwa zwanzig Prozent der Bundesbürger leiden an chronischen Erkrankungen (definiert als Erkrankungen mit einer Krankheitsdauer von mehr als vier Wochen) und brauchen eine kontinuierliche ärztliche Behandlung, die Über­wachung und medikamentöse Therapie umfasst.

Ihr richtiger Ansprechpartner

Die Organisations­struktur des deutschen Gesundheits­wesens ist primär auf die Therapie von akuten Krankheits­bildern ausgerichtet, so dass ein chronisch kranker Patient mehrere Anlauf­stellen für verschiedene Aspekte seiner Krankheit haben kann.

Der erste Ansprechpartner ist normalerweise der Hausarzt, der in der Regel auch die Langzeit­betreuung übernimmt. Sind Spezial­kenntnisse oder spezielle Geräte erforderlich, wird der Patient zu einem Facharzt oder sogar zu mehreren Fachärzten überwiesen oder in ein Krankenhaus eingewiesen.

Behandlung von Fachärzten

Patienten können aber sowohl zur Akut- als auch zur Dauer­behandlung einen Facharzt auch direkt konsultieren oder sich in Notfällen im Krankenhaus behandeln lassen. Dort wird dann zwar der Akutfall therapiert, es findet aber keine präventive Langzeit­betreuung statt.

Auch können die Patienten den Hausarzt oder die Fachärzte beliebig oft wechseln und verschiedene Krankenhäuser aufsuchen. Mitunter stockt der Informations­fluss zwischen den Behandlern, so dass es an der Koordination der Behandlung mangelt.

Facharzt Behandlung
Durch diese unsystematische, punktuelle Behandlung besteht die Gefahr einer Unter-, Über- oder gar Fehlversorgung des Patienten. Diese Entwicklung soll durch Disease-Management-Programme korrigiert werden, indem eine langfristige, präventive Begleitung des Chronikers erfolgt.

Mit Hilfe von Disease-Management-Programmen sollen

Chronisch Kranke durch eine gut abgestimmte, kontinuierliche Betreuung und Behandlung vor Folge­erkrankungen bewahrt werden.
Haus- und Fachärzte sowie Krankenhäuser, Apotheken und Reha-Einrichtungen koordiniert zusammenarbeiten.
die Therapieschritte nach wissenschaftlich gesichertem medizinischen Wissensstand aufeinander abgestimmt sein.
mittel- bis langfristig die Leistungs­ausgaben der Krankenkasse gesenkt werden.

Abgedeckte Chronische Krankheiten

Gegenstand der Disease-Management-Programme sind zur Zeit insbesondere Indikationen, die zu den so genannten Zivilisations­krankheiten gerechnet werden, wie z.B.

Diabetes mellitus Typ 2 (“Zuckerkrankheit”)
Koronare Herz­erkrankung (KHK bzw. “Durchblutungs­störung” des Herzens z.B. Herzinfarkt))
Chronisch obstruktive Lungen­erkrankung (COPD bzw. “Chronische Bronchitis”)
Asthma bronchiale

Zusätzlich gibt es in Deutschland noch Programme für andere chronische Krankheiten, wie z.B.

Diabetes mellitus Typ 1
Mammacarcinom (“Brustkrebs”, Betreuung durch Gynäkologe)
DMP stellen keinen Ersatz für die Therapie durch einen Arzt dar, sondern sind als unterstützende und koordinierende Maßnahme vorgesehen. Der Patient wird über seine Krankheit, deren Symptome und Bedeutung, Behandlungs­möglichkeiten, Medikamente und Spezialärzte umfassend aufgeklärt.

Um die Patienten zu informieren, werden sämtliche Möglichkeiten der modernen Kommunikation verwendet:

Informations­broschüren
Telefonische Beratungsgespräche
Erinnerungen (z. B. an notwendige Arztbesuche) per Telefon, Brief, E-Mail oder SMS
Beratung und Betreuung der Arzneimittel­therapie in der Apotheke vor Ort
Statistische Auswertungen über den Gesundheitszustand
Schulungen
Unterstützung durch telemedizinische Geräte

Um die Qualität der Behandlungs­programme sicherzustellen und die Versorgungsziele für einen Patienten festzulegen, ist im Laufe des Programms von Arzt und Versicherten regelmäßig gemeinsam ein Dokumentations­bogen auszufüllen. Dieser Dokumentations­bogen enthält einen Datensatz mit wichtigen Parametern, die zur Auswertung des Programms dienen.

Auf dem Dokumentations­bogen werden – abhängig von der Krankheit– folgende Werte festgehalten:

Wichtige Laborparameter bzw. deren Veränderung
Untersuchungen
Begleit- und Folgeerkrankungen
Relevante Medikamente
Empfohlene und durchgeführte Schulungen
Administrative Daten (behandelnder Arzt, Erstellungsdatum etc.)

Anhand dieser Dokumentations­bögen kann die Krankenkasse den Verlauf des Programms unterstützen und die Wirkung kann ausgewertet werden.

Die Teilnahme eines Patienten ist freiwillig, wird jedoch häufig mit Bonusmaßnahmen unterstützt, z. B. der Erstattung der Praxisgebühr. Möchte ein Patient an einem DMP teilnehmen, so muss er sich zunächst einen am Programm teilnehmenden Arzt auswählen.

Der Arzt erklärt dabei seine Teilnahme gegenüber der Kassen­ärztlichen Vereinigung, die ihm nach Prüfung der Struktur­voraussetzungen die Teilnahme bestätigt. Zusammen mit dem Arzt füllt der Patient dann eine Teilnahme­erklärung und die Erst­dokumentation (elektronisch) aus. Die ausgefüllten Unterlagen werden elektronisch an eine Datenstelle weitergeleitet.

Die erhobenen Daten werden mit pseudo­nymisierten Versicherten­daten zur Gemeinsamen Einrichtung der das DMP durchführenden Krankenkassen und der KV übermittelt. Die Daten werden auch vollständig an die Krankenkasse weitergegeben.

Dabei ist von der Krankenkasse sicherzustellen, dass nicht jeder Mitarbeiter Zugriff auf die Daten der Dokumentationen erhält. Die Dokumentationen stehen unter einem besonderen Datenschutz und dürfen nur für die Zwecke der DMP eingesehen und verarbeitet werden.

Bestandteil der DMP-Verträge sind Ziele, die mit den Disease-Management-Programmen erreicht werden sollen, sowie konkrete Auslöse­algorithmen auf Basis der auf den Dokumentations­bögen dokumentierten Parameter.

Dabei wird festgelegt, ob der Arzt durch die gemeinsame Einrichtung der Krankenkassen und KV oder der Versicherte von seiner Krankenkasse Informationen erhalten soll.

Dies bedeutet z. B., dass für am DMP Diabetes mellitus Typ 2 teilnehmende Versicherte, die nicht jährlich zur Untersuchung ihrer Augen eine Überweisung zum Augenarzt bekommen haben, von der Krankenkasse über die Wichtigkeit dieser Untersuchung informiert werden sollen.

Erinnerungssystem

Unter “Reminding” werden Erinnerungs­systeme sowohl für den Arzt als auch für den Patienten verstanden. Der Arzt wird auf noch im Quartal zu erstellende Dokumentationen hingewiesen.

Die Krankenkassen informieren ihre Versicherten bei fehlenden Dokumentationen, nicht wahrgenommenen Schulungen oder anderen diagnose-spezifischen Anlässen.

Beendigung der Teilnahme

Des Weiteren übernimmt die Krankenkasse das so genannte “Fallclearing”. Das bedeutet, dass die Kasse anhand festgelegter Regelwerke die Erfüllung des Programms kontrolliert und den Patienten gegebenenfalls ausschreibt, was bedeutet, dass die Programm­teilnahme beendet wird.

Ausschreibegründe sind z. B. unzureichende Programm­teilnahme – in der Regel fehlende oder zu spät eingehende Dokumentations­bögen oder nicht wahrgenommene Schulungen – sowie Tod oder Kassenwechsel.